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Inspiration - Motivation

Auf meiner Reise durch Indochina und Burma (1996) las ich von Rudyard Kipling und seinem "On the road to Mandalay".

"... By the old Moulmein Pagoda, lookin' lazy at the sea, There's a Burma girl a-settin', and I know she thinks o' me; For the wind is in the palm-trees, and the Temple-bells they say: Come you back, you British soldier; come you back to Mandalay! ..."

Nach einem Besuch in einem Kloster in Mandalay hörte ich ganz deutlich die Tempelglöckchen flüstern "Come you back to Mandalay ...".

Planung

Ideen: Ballon-Fahrt über Bagan, Flussfahrt auf dem Ayeyarwaddy ("On the road to Mandalay ..."), der Norden, Eisenbahnfahrt, Klosteraufenthalt in Mandalay ...

Verwirklichung

Reiseberichte 9. August bis 5. September 2015

197. bis 198. Tag; 10. August 2015, Mawlamyaing, Myanmar

Sonntag: Nach dem Frühstück sitze ich gemütlich lesend auf dem Thron und habe dabei die Zeit vergessen, als das Telefon läutet. Ich lasse es läuten. Später rufe ich die Reception an und vernehme, dass Nicki schon das sei. Ich habe mich zehn Minuten verspätet. Der Myanmar-Guide habe Nicki kontaktiert und mitgeteilt, dass sie bereits an der Grenze seien.

Bei meinen Reisevorbereitungen stiess ich auf die Möglichkeit, auf dem Landweg von Thailand nach Myanmar zu reisen und dafür den Grenzübergang in Mae Sot (Thailand) nach Myawaddy (Myanmar, Burma) zu benützen. In Reiseberichten habe ich gelesen, dass dies nicht immer problemlos sei: die Gegend um Myawaddy herum sei zeitweise mit bewaffneten Konflikten zwischen Militär und Rebellen konfrontiert und deshalb der Grenzübergang geschlossen. Ein angefrager Reiseanbieter wollte mir aus diesem Grund keine Tour auf dem Landweg organisieren. "Geoplan", mit dem ich jetzt unterwegs bin, schrieb mich während meiner Reise an um mich zu informieren, dass erneut Unruhen ausgebrochen seien und die Durchführung meiner geplanten Landroute fraglich sei.

Deshalb sitze ich mit einer gewissen Spannung im Auto, als wir zur Thailändischen Grenze fahren, wo ich meinen Pass abstempeln lasse. Ich verabschiede mich von den beiden Thais und gehe mit dem neuen Guide zu Fuss über die Brücke, die die Grenze zwischen Thailand und Myanmar darstellt.

Auf der andere Seite gehen wir rechts in ein kleines Zollbüro, wo ich ein Formular ausfüllen muss. Mein Pass und das Visum werden kontrolliert und abgestempelt. Das wars! မြန်မာမှလှိုက်လှဲစွာကြိုဆိုပါသည် (Welcome in Myanmar). Später passieren wir noch zwei Checkpoints, wo die Pass- und Visa-Angaben in ein Buch eingetragen werden.





Da ich keine Schiesswaffen mit mir habe, interessiert mich der Hinweis am Autofenster nur durch das Objektiv meiner Kamera.

Mein Team in Myanmar: links driver Aung Myo und rechts guide Min Min (ausgesprochen "me me").

 

Während der Fahrt wechselt das Wetter dauernd: mal ist es bewölkt, mal regnet es und dann scheint wieder die Sonne. Bei einem ATM lasse ich 200'000 Kyats raus, was rund 156 CHF entspricht. Irgendwo essen wir zu Mittag: ich bestelle eine Nudelsuppe mit Gemüse für 350 Kyats, knapp 30 Rappen. Gleich beim Restaurants hat es einen Platz mit unendlich vielen Buddha Statuen.

Monsunregen und Tropensturm in Burma
"Burma erlebt die schlimmsten Überschwemmungen seit vielen Jahren. Heftiger Monsunregen, der Ende Juni begonnen hatte, löste im Zusammenspiel mit dem Zyklon "Komen" Überflutungen und Erdrutsche aus, noch ist keine Besserung in Sicht."
"Eine Million Menschen von Überschwemmungen betroffen. Die Wassermassen reißen Häuser mit sich und überfluten Reisfelder. Bei heftigen Überschwemmungen sind in Burma fast hundert Menschen gestorben, eine Million Betroffene mussten ihre Häuser verlassen."
"Monsun treibt Millionen Menschen in die Flucht
."
"Die Regenzeit in Asien hat sich in diesem Jahr für unzählige Menschen zum Fluch entwickelt. Hunderte Menschen in Myanmar, Indien, Pakistan, Nepal und Vietnam kamen durch Sturzfluten und Erdrutsche ums Leben."
"Überschwemmungen durch heftige Monsunregen haben in Pakistan und Myanmar in Südostasien über 100 Menschenleben gefordert. Die Ernte ist in grossen Gebieten zerstört worden.
"

Mit solchen Meldungen wird der Westen über die Naturkatastrophe in Myanmar informiert. Was die Daheimgebliebenen in Worten den Zeitungen entnehmen können und in Bilder im Internet oder Fernsehen zu sehen bekommen, begleiten mich auf meiner Fahrt von der Grenze weg ins Landesinnere: immer wieder überschwemmte Felder und Dörfer.

Später besuchen wir die Kawhnat Pagoda

Das Cinderella Hotel in Mawlamyaing überrascht positiv: ein grosses Zimmer, mit einem iPad zum benutzen, und viele weitere Sachen sind auch gratis vorhanden.

Montag: Heute ist Sightseeing angesagt. Mawlamyaing, oder Mawlamyine, ist die drittgrösste Stadt Myanmars und liegt im Mon-Staat (eine der 15 Verwaltungseinheiten von Myanmar). Der Name Mawlamyaing bedeutet in etwa „zerstörtes Auge“. Die Sage geht, dass ein Fürst der Mon hier ein Auge verloren hat. Mawlamyaing war zwischen 1827 und 1852 die erste Hauptstadt von Britisch-Birma. Es ist eine tropische Stadt, deren Hügel mit Stupen geschmückt und von Wasser umgeben sind.

Um halb zehn fahren wir los, zur Stadt hinaus ...

... nach Mudon. Nach dem passieren des Torbogens begleiten uns über 500 lebensgrosse Betonstatuen von Buddha-Schülern bis zum grössten liegenden Buddha der Welt.

Der Buddha, 180 Meter lang und 35 Meter hoch, ist hohl und begehbar ist. Innen gibt es viele verschiedene Räume, in welchen Geschichten dargestellt werden. Seit über 20 Jahren wird an diesem Buddha gebaut und von außen ist er mittlerweile weitgehend fertig. Im Inneren ist aber vieles noch Baustelle und an einigen Stellen sieht es auch schon wieder sanierungsbedürftig aus; trotzdem wird bereits mit dem Bau eines weiteren begonnen (unten rechts).

Wir fahren zurück in die Stadt, zur Kyaikthanlan Paya und Mahamuni Paya Pagode, welche auf einem Berg über der Stadt thronen.

Danach gehts es zum Seindon Mibaya Kloster, dem Höhepunkt in Mawlamyine. Dieses Kloster wurde 1885 von Königin Seindon, der Ehefrau des Königs Mindao erbaut, nachdem sie nur knapp dem Tode entgangen war. Das Innere ist mit equisiten Holzschnitzereien dekoriert.

Wir treffen und unterhalten uns, also vor allem Guide Min Min, mit einem 72 jährigen Mönch.

Von hier oben hat man eine schöne Aussicht.

199. Tag; 11. August 2015, Kyaiktiyo, Myanmar

Beim ersten Halt in einem Dorf am Fluss, verzichte ich auf den Besuch der Pagode; ziehe es dafür vor, am Fluss ein paar Aufnahmen zu machen.

Plötzlich geht es nicht mehr weiter, die Strasse ist unter Wasser; Sandalen anziehen, Hosen hochkrempeln und durch das Wasser zu einem Langschwanzboot waten.

Das Ziel, Baying Nyi Naung Gu, eine Höhle aus natürlichenm Kalkstein mit heissen Quellen, die aufgrund ihrer legendären Heilkräfte viele Besucher aus der Umgebung anlocken, ist wegen dem Hochwasser nur per Boot zu erreichen. Wir fahren mit dem Boot um einen Berg herum. Die improvisierte, unübliche Fahrt gefällt mir.

Normalerweise könnte die Höhle zu Fuss erreicht werden; der unter Wasser stehende Torbogen und der Aufstiegsbereich zeigen, wie hoch das Wasser steht.

Der Besuch der Höhle ist dann allerdings nichts besonderes, daran ändern auch die freilebenden Affen nicht. Ohne das Hochwasser wäre der Besuch enttäuschend gewesen.

Zurück fahren wir mit dem Boot auf dem direkten Weg. Nach der Bootstour wechseln wir wieder ins Auto und fahren bis Kinpun. Dort warten Lastwagen mit Sitzgelegenheiten auf der Ladebrücke auf die Pilger und Touristen, um diese zum Mount Kyaiktiyo hochzufahren.

Der eine Lastwagen ist schon gut besetzt. Keiner weiss, wann sie abfahren, wohl wenn sie voll sind. Es hat noch ein bisschen Platz auf dem einen Lastwagen. Ich winke dankend ab und sage, ich würde auch für zwei Plätze bezahlen um Platz für meinen Rucksack zu habe. Die grosse Tasche bleibt beim Auto; ich wusste das, so dass ich am Morgen umgepackt habe. Mein Guide reserviert beim nächsten Lastwagen die beiden Plätze in der Kabine, den hinten wäre es sehr eng. Es hat viele westliche Touristen, viele Italiener.

Diese Lastwagen funktionieren wie Linienbusse, auch für die Einheimischen, denn es hat auf dem Weg zum Berg einige kleine Dörfer. In einem halten wir an und warten wegen dem Gegenverkehr, da es offensichtlich keinen Platz zum kreuzen hat. Oben angekommen laufen wir zum Hotel, checken ein um dann sofort wieder nach draussen zu gehen. Denn auf uns wartet eine der heiligsten buddhistischen Stätte, eine der grössten Sehenswürdigkeiten Myanmars: The Golden Rock, die Besichtigung des Goldenen Felsens, der sich mir aber beim ersten Anblick noch nicht golden zeigt.

Der Schrein auf dem Gipfel des Mount Kyaiktiyo scheint sich der Erdanziehungskraft zu widersetzen: Ein riesiger Felsblock sitzt auf der Kante eines steilen Felsen. Der Fels hält die Balance, wird durch nichts gehalten und hat auch Erdbeben überstanden. Der Legende nach wird der Fels nur von zwei Haaren Buddhas im Gleichgewicht gehalten, sodass er nicht herunterfällt. Ein alter Eremit soll von Buddha selbst eine Haarreliquie geschenkt bekommen haben, die er immer in seinem Haarknoten aufbewahrte. Kurz vor seinem Tod wollte er für die Reliquie eine Pagode auf einem Felsblock bauen lassen, der exakt seinem Schädel gleiche. Mit Hilfe des Königs suchte er den Meeresgrund nach einem solchen Felsen ab. Als er ihn schließlich fand, brachte er ihn auf den Berg, wo er noch heute am Abgrund steht.

Erst vor rund 30 bis 40 Jahren wurde damit begonnen, den Felsen zu vergolden. Rings um den Felsen herum hat es viele Gebäude die zum Kloster gehören.

Zurück im Hotel Mountain Top geniesse ich ein feines Essen und einen guten Service. Eigentlich erstaunlich, da die meisten Gäste wohl nur für eine Nacht bleiben und kaum wieder zurückkommen. Aber es hat seinen Preis: eine Flasche lokaler Weisswein kostet 25 Dollar (30'000 Kyats) zuzüglich 15 % Taxen plus Service (im Cinderella Hotel gab es einen Wein für 13'000 Kyats. In der Nacht realisiere ich, dass es extrem feucht ist und das Hemd noch immer nicht trocken ist. Ich öffne um 3 Uhr zwei Fenster mit Fliegengittern.

200. bis 201. Tag; 13. August 2015, Yangon, Myanmar

Mittwoch: Ein letzter Blick aus meinem Zimmerfenster; danach treffen wir uns um Uhr in der Lobby und laufen zur "Bus-Station", natürlich auf einen Kabinen-Platz hoffend, um den Mount Kyaiktiyo zu verlassen.

Auf dem Weg dorthin spuckt mein Guide wieder auf den Boden ... Kennt ihr Betelkauen? Betelnuss wird in Asien überall mit anderen Kräutern gemischt und gekaut oder als Tee getrunken. Der harte Samen der Betelpalme wird z.B. aufgeschlitzt, mit Limonenstücken und Gewürzen vermengt, in ein Blatt Betelpfeffer (Piper betle) gehüllt und anschließend gekaut. Unerwünschte Wirkungen: Betelnuss enthält einen Farbstoff, der den Speichel rot und bei lang andauernder Verwendung die Zähne schwarz färbt. Durch den gesteigerten Speichelfluss spucken Betelkauer, ähnlich den Kautabakkonsumenten, häufig aus ... Ich spreche ihn an und erkläre ihm, dass ich entweder einen anderen Guide wolle oder er höre damit auf. Er schlägt vor, das Büro anzurufen um für einen anderen Guide zu fragen. Ich sage, dass sei okay für mich. Dann sagt er, wie es wäre, wenn er während "der Arbeit" damit aufhöre? Ich sage, dass könne ich akzeptieren; vor unseren Treffen, während den Pausen und danach sei es kein Problem für mich, aber nicht, wenn wir zusammen sind.

Viele Verbote, aber keines für "betel nut spitting."

 

Wir verpassen Plätze auf diesem Lastwagen, weshalb wir mit zwei anderen Guides eine private Fahrt buchen; der Lastwagen wird nicht ganz voll und die Kabinensitze sind frei. Meine Knie und mich freut das.

Unten angekommen treffen wir unseren Fahrer bereits vor der Endstation, so dass wir früher aussteigen und das Fahrzeug wechseln. Auf der Weiterfahrt halten wir bei einem Handwerksbetrieb welcher Bambus verarbeitet.

 

In Boga besuchen wir den Shwethalyaung-Buddha, einen liegenden Buddha unter einem Dach. Ich finde keine optimale Perspektive fürs fotografieren, weshalb ich keine Fotos mache. Danach besichtigen wir Kyaik Pun Pay. Die Pagode ist die Heimat des viersitzigen Buddha-Schreins, einer 27 m langen Statue, die die vier Buddhas Kakusandha, Konagamana , Kassapa und Gautama darstellt, die in vier Positionen, Rücken an Rücken in vier Himmelsrichtungen sitzen, erbaut von König Migadippa von Bago im 7. Jh.

Die Weiterfahrt nach Yangon dauert noch rund zwei Stunden. Check-in im Clover Hotel. Ich bezahle dem vorbeigekommenen Mitarbeiter der lokalen Reiseorganisation 26 USD für die Mehrkosten, welche der Flug Bagan-Mandalay ausmacht; die geplante Bootsfahrt kann leider nicht durchgeführt werden (adieu Flussfahrt auf dem Ayeyarwaddy ("On the road to Mandalay ...").

Nach dem Post durchgehen, lege ich mich hin, lese und schlafe ein bisschen. Nach drei Uhr entscheide ich mich, nach draussen zu gehen, weil sonst die Zeit nicht vergeht. Ich laufe zum Kandawgyi Lake. Zuerst treffe ich auf Gärtnereien. Langweilig. Ich laufe weiter und sehe ein grosses Gebilde im Wasser; nun ist mein Interesse geweckt und ein Ziel gesteckt. Es scheint noch weit zu sein, macht nichts. Es ist der Karaweik Palace. Das goldene Schiff, das keines ist, sondern fest auf einem Betonsockel im Kandawgyi See steht, bietet Erlebnisgatronomie mit Konzerten und Shows an.

Ich komme zu einem Turm. Utopia Tower. Was ist das? Ausstellung? Ich trete näher und sehe, dass es ein Restaurant und eine Bar hat. Drinnen vor dem Lift lese ich die Stockwerkanzeigen. Beim 4. Stock steht "Sweet Heart Massage & Spa". Ich fahre hoch. Für 10'000 Kyats (7.80) gibt es 90 Minuten Massage. Ich werde in einen Raum geführt mit einem Vorhang als Türe und die Wände sind nicht bis oben geschlossen. Eine Frau bringt mir eine 3/4 Hose, ein Oberteil und Tee. Danach beginnt die Behandlung. Sie massiert mit den Händen, Ellbogen und Füssen. Klemmt mich bei ihr ein, drückt und stösst. Aber wenn sie sich meinen Knien annimmt, bin ich sehr angespannt und kann es nicht mehr geniessen. Die Massage ist gut und tut gut. Zum Schluss muss ich den Kopf aufs Kissen auf ihrem Schoss legen und sie massiert mir von hinten das Gesicht. Das werde ich wieder machen, wenn ich zurück in Yangon bin. Nach der Massage ist es 18 Uhr, Zeit für ein Nachtessen. Zurücklaufen oder ein Taxi nehmen? Als ich unten beim Turm ins Freie trete, ist die Entscheidung schnell getroffen: es regnet in Strömen. Junge Männer rufen nach einem Taxi, ich erwische auch eines. Der Preis für die Fahrt zum Hotel beträgt 1500 Kyats (1.15 CHF). Kurz ins Zimmer und danch ins Hotel Restaurant im 7. Stock zum Abendessen.

 

Donnerstag: Persönliches Manchmal geht's mir beschissen und ich fühle mich nicht mehr wohl beim Reisen. Manchmal glaube ich, dass mein Erlebniss-Aufnahme-Speicher voll ist: Es kommt immer wie öfter vor, dass ich einen Vorschlag vom Guide zu einer Besichtigung ausschlage oder nur von aussen besichtige, und es kommt immer wie weniger vor, dass mich etwas wirklich neu dünkt und gross erfreut ...
Ich werde kritischer gegenüber der Hygiene - wieso muss ich die Schuhe ausziehen, wenn Hunde auf den Boden scheissen und Männer den roten Betel-Nut-Saft auf den Boden spucken? - dem Essen - was ich in China noch mit Neugier versucht habe, interessiert mich jetzt kaum noch - den Leuten, der Religion, dem Wetter ...
Die Phasen, wo ich an Zuhause denke, kommen immer wie öfter und dauern immer wie länger. Beim Autofahren nehme ich vieles nicht wahr, weil ich mich von meinem Heimweh wegtreiben lasse. Ich zähle die Tage bis zu meinem Rückflug. Es dauert (leider?) noch lange ...
Ich sage nicht, dass meine Planung ein Fehler war - vor Ort alleine zu organisieren wäre nicht mein Ding - aber ich stelle fest, dass es mich nun an dem hindert, was ich am liebsten machen möchte: nach Hause fliegen, zu meiner Frau und meinem Leben in der Schweiz ...
Es war wichtig und gut, dass ich diese Reise machte, sonst hätte ich mir immer in rosa Farben vorgestellt, wie es gewesen wäre. Ich danke meiner Frau Silvia, dass sie mich gehen liess um meinen Traum zu realisieren. Ich habe so auch einige Male meine Wohlfühl-Grenzen erreicht: Wegen meinem Alter, mit 62 denkt man anders als mit 30. Wegen dem lange alleine sein. Wegen den klimatischen Herausforderungen. Wegen den bereisten, mehrheitlich unterentwickelten Ländern mit den nicht immer einfachen Infrastrukturen. Wegen den unbequemen Transport Mitteln ...
Ich habe mich entschieden, zuhause meine Website nachzutragen, deshalb schreibe ich Tagebucheintragungen, um dann noch zu wissen wo, wie, wann, was gewesen ist. Ich mache es vor allem für mich. Da ich soviel Geld und Vorbereitungszeit investiert habe, möchte ich später die verblassenden Erinnerungen auffrischen und davon zehren können.

Heute ist wieder ein "guter Tag". Zuerst fahren wir mit der "S-Bahn", einer Ringbahn. Beim Startbahnhof macht mich Min Min stolz auf die Kreuzung im Bahnhof aufmerksam, eine wohl weltweite einmalige Sache, wie er meint.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei der Kyi Myint Daing Train Station steigen wir aus und besuchen den gleichnamen Markt, wo zahlreiche Strassenhändler allermögliches verkaufen.

Danach gehts weiter zu Fuss zum Bogyoke Aung San Market, welcher früher unter dem Namen Scott's Market bekannt war. Eher touristisch, mit unendlichen Shops mit Jade, Juwelen, Schmuck und Souvenirs.

Als nächstes steht der Besuch der Chaukhtatgyi-Pagode mit einem imposanten, 70m grossen liegenden Buddha an, in dessen Fusssohlen traditionelle Symbole verewigt sind.

Zum Schluss unseres Tagesprogramm DIE SEHENSWÜRDIGKEIT in Myanmar: die Shwedagon Pagoda. Auch bei meinem zweiten Besuch nach 19 Jahren umwerfend faszinierend, schön und eindrücklich.

Der heiligste Sakralbau des Landes mit der achteckigen 90 m hohen und mit Goldblättern bedeckten Hauptstupa begeistert. 64 weitere kleine Goldstupas umranden den beeindruckenden Komplex. Einmalig schön.

202. bis 203. Tag; 15. August 2015, Bagan, Myanmar

Freitag: Nach dem Check-out fahren wir, bereits mit meinem ganzen Gepäck im Auto, zum GPO (General Post Office), dem historischen Postamt an der Strand Road am Yangon River.

Es hat einige sehenswerte Häuser aus der britischen Zeit, aber auch solche, an denen deutlich der Zahn der Zeit genagt hat.

Danach durchqueren wir zu Fuss die Stadtteile Little India und Chinatown. Beide sind für mich enttäuschend. Wir sind viel zu früh fertig mit unserer Tour, trotzdem mein Guide so extrem langsam geht, dass ich ihn frage, ob wir nicht schneller laufen könnten. Ich lasse mich zum Hotel The Strand fahren.

"The Strand liegt am Flussufer des Yangon in einem restaurierten viktorianischen Anwesen mit beeindruckender Geschichte. Es wurde 1901 von den ambitionierten Gebrüdern Sarkies gebaut, als das Land noch unter britischer Herrschaft stand. The Strand entwickelte sich schnell zu einem der prestigeträchtigsten Hotels in Asien, in dem unter anderem Prinz Edward, George Orwell und Noël Coward gastierten. Fast 100 Jahre später fiel das restaurierungsbedürftige historische Anwesen dem legendären Hotelier Adrian Zecha auf, der die Restaurierung in die Hand nahm. Heute erstrahlen die blütenweiße Fassade, die Fenster mit Rahmen aus Teakholz und die elegante Innenausstattung in neuem Glanz. Die Lobby versetzt die Gäste mit ihren Korbmöbeln, hohen Decken und dem Jasminduft in längst vergangene Zeiten zurück, als Rudyard Kipling und Somerset Maugham hier residierten." (Fotos und Text nicht von mir).

Im The Strand Café, wo es WiFi Empfang gibt, verweile ich und lasse die Zeit mit einem Club Sandwich und zwei Glas Weisswein vergehen.

Wie abgemacht werde ich um 15 Uhr abgeholt und zum Bahnhof gefahren. Der Zug sollte um 15.30 Uhr einfahren, aber so genau wisse das niemand, und um 16.00 Uhr abfahren.

Mein Ticket für die 16-stündige Bahnfahrt (knapp 13 CHF) mit dem Nachtzug von Yangon (16 Uhr) nach Bagan (8 Uhr).

Der Guide übergibt mir Dokumente und nervt mich dabei, weil er mir vorschreibt, wie ich diese zu versorgen habe. Dafür staune ich, dass auf dem Flugticket nur Kürzel der Flughäfen aufgeführt sind. Der Guide findet das aber nicht speziell, die Airline habe das ja so gemacht. Ich habe ihn gestern gebeten, mit dem Büro abzuklären, ob es etwas zu beissen gibt im Zug. Er hat es nicht gemacht und zieht es vor, nun einen Mitarbeiter der Bahn zu fragen, der ihm sagt, es habe einen Speisewagen ...

... als ich den «schitteren» Zug einfahren sehe und realisiere, dass das 4er-Abteil einen separaten Eingang hat, bezweifle ich das. Nur ein junger Asiate ist mit mir im Abteil. Ausser einem gegenseitigen Hello bleibt er stumm, ich auch, habe auch keine Lust zu einem Gespräch. Vor der Abfahrt wird von einem Bahn-Mann die Türe geschlossen und wir werden aufgefordert, sie von innen zu verriegeln - nichts von wegen in den Speisewagen gehen (ich habe eine Flasche Wasser und ein paar Buisquits bei mir). Der Zug fährt los, gleich langsam wie die S-Bahn gestern. Nachdem die S-Bahn-Geleise abzweigen, fährt der Zug aber schneller. Immer wieder holpert der Wagen so stark, dass wir in die Höhe gehoben werden, wie beim Trab auf einem Pferd. Sehr unangenehm.

Irgendeinmal, zwischen 19 und 20 Uhr, richte ich das Bett. Nur mit meinem dünnen Schlafsack und dem Kopfkissen, es ist warm. Ich lege mich hin. Der junge Mann macht auch sein Bett auf der anderen Seite und liest in einem Buch. Das Licht brennt und hindert mich am einschlafen. Als ich realisiere, dass er gar nicht nicht mehr liest, sondern schläft, stehe ich auf und drehe den Lichtschalter bei seinem Bett. Es holpert immer wieder stark. Neigen nach links und rechts ist ja normal in einem Zug. Aber auf und ab? Sind das die Federn des Wagens oder sind die Geleise so holperig? Manchmal ist es so stark, dass es bei Seitenlage schmerzt. Ich nicke ein, erwache aber immer wieder und merke, dass die Schlafphasen nur kurz sind. Der Asiate liegt immer noch in der gleichen Bauchlage; ich möchte auch so tief schlafen können wie er. Zwei Mal gehe ich mit der Stirnlampe aufs WC. Gerne möchte ich wissen, wie spät es ist. Aber ich mache es nicht, die Enttäuschung wäre wohl gross, dass noch nicht viel Zeit vergangen ist.

Samstag: Aus dem Fenster schauend sehe ich, dass es ein bisschen heller geworden ist. Ich schaue zum ersten Mal nach der Zeit: 4.45 Uhr, nur noch gut 3 Stunden. Kurze Zeit später ist auch der Mitpassagier wach und schaut zum Fenster raus. Ich stehe auf und ziehe mich an. Wasche mein Gesicht mit Mineral Wasser im offenen Fenster, schaue aber vorher, ob keine Bäume oder so kommen. Auch die Zähne putze ich mir beim Fenster. Ein Kaffee wäre jetzt schön! Geht das auch mit kaltem Wasser? Ich lasse es sein. Denke, dass ich nach dem Einchecken im Hotel eine Dusche nehme und frühstücke. Um halb acht bin ich bereit mit meinen sieben Sachen, muss nur noch den grünen Beutel einpacken. Die Sonne scheint. Es ist 9.20 Uhr und wir sind noch nicht da, oder schon vorbei? Die Bahnhöfe, wo wir anhalten, sind nur in burmesisch angeschrieben.

Beim nächsten Blick auf das Handy ist es 10.40 Uhr. Endlich, um 11 Uhr, mit 3 Stunden Verspätung, hält der Zug in Bagan. Mein neues Team erwartet mich am Bahnhof: Reiseführer Naing tun und Fahrer Ko ngai. Wir fahren zum Shwe Yee Pwint Hotel: Einchecken, frühstücken, duschen und schlafen sind angesagt bevor wir um 14 Uhr mit der Besichtigung starten.

Bagan ist eine historische Königsstadt in Myanmar mit über zweitausend erhaltenen Sakralgebäuden aus Ziegelstein. Der von Tempeln bestandene Bereich erstreckt sich über ca. 36 km² in einer versteppten Landschaft und bildet eine der größten archäologischen Stätten Südostasiens. Bagan liegt in der heutigen Mandalay-Division, 155 km südwestlich der Stadt Mandalay am Ostufer des Irrawaddy, auf halbem Weg zwischen dessen Quelle und der Mündung in den Indischen Ozean und ist heute eines der wichtigsten touristischsten Ziele in Myanmar. Während bei meinem ersten Besuch (1996) hier noch Pferdekutschen das häufigste Transportmittel für Touristen waren, sind es nun gemietete E-Bikes.

Eine soeben fertig renovierte Pagode, die wir als erstes besichtigen, glänzt mit ihrem Gold.

Auch bei meinem zweiten Besuch faszinieren die unzähligen Pagoden; ebenso unendlich möchte ich auf den Auslöser der Kamera drücken.

Diese weisse Pagode liegt ganz nahe beim Dorf, deshalb durfte sie weiss angestrichen werden.

Die Shwezigon Pagode ähnelt der Shwedagon Pagoda in Yangon, ist sehr schön und gefällt mir. Die Goldblätter glänzen zwar nicht mehr so schön wie diejenigen in Yangon, aber dort wurde die Renovation auch erst kürzlich fertig gestellt.

Nun fahren wir zum Fluss und besteigen ein Boot (für mich alleine).

Auf einer Insel sehen wir Menschen, die beim diesjährigen starken Hochwasser nach Bagan flüchten mussten und im Kloster gelebt haben, nun aber wieder zurückgekehrt sind.

Der Motor wird irgendeinmal abgestellt und wir lassen uns treiben. Ich denke, so zurückgleiten wird ja ewig dauern; es sei nur fürs relaxen, werde ich aufgeklärt. Irgendeinmal bin ich genügend relaxed, so wird der Motor wieder gestartet und wir fahren zurück.

Mit der geplanten Bootfahrt auf dem Ayeyarwaddy nach Mandalay klappt es bekanntlich nicht, mindestens sehe ich die "Road to Mandalay". A pro pos sehen: ich sehe wieder mal viele westliche Touristen, wegen Sommerferien (Ferragosto in Italien) aus Italien und Frankreich.

Zum Nachtessen gehe ich in ein Thai Restaurant um die Ecke.

204. Tag; 16. August 2015, Bagan, Myanmar

Auf dem Weg zum Mount Popa halten wir unterwegs bei Einheimischen an, die Öle aus Sesam und Erdnüssen, sowie Palmwein herstellen.

Sehr viel Handarbeit prägt den Alltag dieser Menschen.

Ich sehe zum ersten Mal, wie Erdnüsse wachsen ...

Als Palmwein, auch Toddy genannt, bezeichnet man gegorenen Palmensaft, ein in Tropenländern beliebtes, aus verschiedenen Palmen bereitetes alkoholisches Getränk.

Der Mount Popa liegt rund 50 Km südöstlich von Bagan; eigentlich ist es der inaktive Vulkan in der Myingyan-Ebene, aber oft, wie auch in meinem Tourprogramm, wird der 737 m hohe, südwestlich gelegene Vulkankegel Taung Kalat als Mount Popa bezeichnet. Auf dem Gipfel befindet sich die Tuyin Taung-Pagode.

Die Tempelanlage oben auf dem Felsen ist speziell und sieht schön aus.

Über 770 gedeckte Stufen geht's hoch. Der Guide fragt mich, ob er mitkommen soll oder nicht. Er muss nicht. Schuhe deponieren und los geht's (habe die Stöcke mit dabei, brauche sie aber nicht). Es hat viele Affen. Die scheissen und pissen auf die Stufen. Auf jedem Treppenabsatz sitze ein Mann und wischt mit einem Besen ein bisschen und fragt sofort nach "donation for cleaning". Ich gebe nichts.

Oben angekommen stelle ich enttäuscht fest, dass es nichts Spezielles ist. Was von weitem eindrücklich aussieht, ist von der Nähe ernüchternd. Es hat einige Tempelgebäude und fast ebensoviele "Donations centers", wo ich Geld spende. Danach gehe ich den Stufenweg zurück. Unten angekommen, reinige ich gründlich meine Füsse und bezahle für das Aufbewahren der Schuhe. Danach fahren wir zum gegenüberliegenden Mount Popa Resort und geniessen dort die Aussicht und eine Thai Suppe.

Nun fahren wir nach Salay, einem wichtigen Zentrum des Buddhismus mit vielen Klöstern. Das alte, schön geschnitzte Teakholzkloster Youk-soun Kyaung ist eine angenehme Abwechslung zu den bisher besichtigten Tempeln.

Zum Schluss besichtigen wir den Man-Phaya-Schrein mit dem 3 m hohen Lack-Buddha aus dem 13. Jahrhundert, bevor wir nach Bagan zurückfahren.

Zurück im Hotel nehme ich eine Dusche und setze mich dann am Pool an einen Tisch und beginne zu schreiben. Da kommt so ein Typ daher geschlurft und fragt ob alles okay sei. Ich bejahe. Später kommt er wieder und fragt, ob er irgendwie helfen könne. Ich verneine. Dann wird ein Stuhl an meinen Tisch gebracht und der Kellner sagt, dass der Typ gerne zu mir kommen möchte. Ich sage ihm, dass ich das nicht will, möchte alleine sein. Darauf verschwindet der Stuhl wieder und der Fremde auch. Das tönt jetzt hart, aber der Mann sah mir nach einem Betrunkenen oder nach einem Irren aus, zudem war sein Mund rot vom Betelnut-Kauen. Der Kellner klärt mich auf, dass dies der neue General Manager vom Hotel sei. Das wird wohl der Sohn von einem hohen Politiker sein, lies ehemaligem Offizier, der die Unform ausgezogen hat und seine Macht ausnutzte. General Manager ...

205. Tag; 17. August 2015, Mandalay, Myanmar

Heute früh Tagwache: Um 5.45 Uhr aufstehen, um 6.00 Uhr frühstücken und Abfahrt um 6.45 Uhr. Ursprünglich wollte ich ja mit einem Boot von Bagan nach Mandalay fahren; aber wegen zu geringer Nachfrage ist das Express-Boot gestrichen worden, was ich bereits früher vernommen habe. Deshalb fahren nun zum Flughafen, wo mich ein schönes Flughafengebäude erwartet. Ich verabschiede mich von meinem Baga-Team.

Einchecken und warten. Die 23 Kg werden nicht beanstandet. Ich bekomme einen farbigen Kleber auf die Brust geklebt, damit später die Passgiere erkannt werden. Es gibt keine zugeteilte Sitze und es gibt auch keine seperaten Gates. Wenn der Flug bereit ist, kommt ein Angestellter vom Bodenpersonal und sammelt die Passagiere mit den gleich-farbenen Klebern ein und führt sie zum Flugzeug. Ich fliege mit Air KBZ. Das ist eine myanmarische Fluggesellschaft, welche im Oktober 2010 von der Kanbawza Bank Ltd. gegründet wurde und den kommerziellen Betrieb am 2. April 2011 mit dem Flug Rangun–Mandalay–Heho–Rangun gestartet hat.

Nach Ankunft fahre ich mit meinem neuen Team ins Hotel Amazing Mandalay, wo ich für 6 Nächte bleiben werde. Ich habe heute kein Programm mehr. Ich geniesse einen Teil der Zeit im Spa mit einem Massage-Paket: zuerst 45 Minuten Fussmassage, danach 60 Minuten Thaimassage in einer speziellen Hose und Shirt, und als Abschluss 60 Minuten eine Luftbekleidete Ölmassage. Nach dem Mittagessen gönne ich mir ein Nickerchen; danach mache ich einen Spaziergang "um den Block herum" - Oh my god! Das ist nicht mehr das Mandaly aus meiner Erinnerung. In den beinahe 20 Jahren hat sich die Stadt stark verändert und ist grösser geworden. Auch die Armut ist offensichtlich.

206. Tag; 18. August 2015, Mandalay, Myanmar

Darf ich vorstellen? Mein Team vor Ort: Koko der Fahrer (links) und Thantzin der aufgestellte Guide (rechts).

Wir passieren das imposante Eingangstor der Universität auf der Fahrt zur Mahamuni Pagode, wo sich eine beinahe 4m hohen Buddha Statue befindet, die von männlichen Gläubigern, Frauen ist nur das zuschauen gestattet, seit Jahren mit Gold Plättchen überklebt wird.

Dafür bekommt diese Frau bei mir mehr Platz.

Danach besichtigen wir das Handwerksviertel, wo ich zuerst Steinmetzen beim bearbeiten von Alabaster zusehen kann.

Während die Männer für das Grobe und staubige zuständig sind, sorgen die Frauen für den Finish.

Im nächsten Handwerksbetrieb werden traditionellen Marionetten geschnitzt. Um die Marionetten gleich vor Ort passend einzukleiden, schließt der Schnitzerei eine Stickerei an, wo kunstvolle Kleidungsstücke für die Puppen, sowie Wandbehänge, aus Samt hergestellt werden. Es hätte nicht mehr viel gefehlt, und eine Marionette hätte den Besitzer gewechselt.

Ein paar Schritte weiter werden schöne Holzschnitzereien hergestellt.

Besonders interessant ist aber die Anfertigung von Blattgold, denn die angewandte Technik hat sich seit Jahrhunderten nicht verändert.

 

Die Tour dauerte nicht lange, deshalb gibt es jetzt eine lange Lunch Pause bevor es um halb vier weitergeht. Bei der Kuthodaw Pagode befinden sich 729 Marmortafeln, in die die Lehre Buddhas gemeisselt sind, so dass man es auch "das grösste Buch der Welt" nennt. Wenn ein Mensch jeden Tag 8 Stunden lesen würde, dauert es ein Jahr und 3 Monate um alle Steintafeln zu lesen.

Das Shwenandaw Kloster (1782) ist das einzige Überbleibsel des einstigen Königspalastes und wurde zwei mal (1857 und 1880) zerlegt und an anderen Stellen wieder aufgebaut. So entging es 1945 dem grossen Feuer, weil es beim zweiten Mal ausserhalb der Palastmauern aufgebaut worden ist.

Zum Abschluss nehmen wir den rund 30-minütigen Aufstieg über insgesamt 934 überdachte Stufen zum 236 m hohen Mandalay Hill unter unsere Füsse.

Nach der Tour geniesse ich während 75 Minuten eine Aromaölmassage. Später am Abend sitze ich draussen im Restaurant, wo eine Marionetten Vorführung geboten wird. Während ich esse, fressen mich beinahe die Moskitos, so dass später ein Fenistil Einsatz nötig ist.

207. Tag; 19. August 2015, Mandalay, Myanmar

Wir machen einen Ausflug nach Amarapura, Ava und Sagaing, im Süden Mandalays, zu den ehemaligen Hauptstädten Burmas aus dem 14. bis 18. Jahrhundert. In der alten Hauptstadt Amarapura, "Stadt der Unvergänglichkeit", besuchen wir das Kloster Mahagandayon. In der Küche wird "mit grosser Kelle angerichtet", müssen doch über tausend Mönche verpflegt werden.

Eigentlich war mein Plan, in den kommenden Tage ohne Programm, einen Aufenthalt in einem Tempel zu machen. Angesichts der vielen Fliegen und der Unmengen von Zwiebeln, sinkt meine Lust, Temporär-Mönch zu werden.
An das Kloster angeschlossen ist die Mönchsuniversität. Die dort lebenden Mönche werden gegen Mittag von Spendern mit Essen versorgt. Beeindruckend ist der lange Strom von Mönchen, die in weiss sind Novizen, die sich an der Reisausgabe mit Essen versorgen lassen.

Südkoreanische Gläubige haben Geschenke gebracht die sie verteilen und dafür dürfen sie das Reis den Mönchen übergeben. 

Erstaunlich ist, wie gelassen die Mönche die fotografierenden Touristen ertragen. Man kann auch von aussen den Mönchen beim Essen zusehen.

Der nächste Höhepunkt des Tages: die U-Bein-Brücke ist ein Fussgängerübergang, der den Taungthaman-See in der Nähe von Amarapura übrquert. Die 1,2 Kilometer lange Brücke wurde um 1850 erbaut und gilt als älteste und längste Teakholz-Brücke der Welt.

Danach fahren wir zum Ayeyarway (Irrawaddy) und warten auf eine Fähre. Durch den Zusammenfluss mit dem Mjitnge und dem Myittha-Kanal, wird Ava (Inwa) zur Insel.

Drüben heil angekommen werden wir von vielen Pferdekutschen empfangen.

Wir unternehmen auch eine solch touristische Kutschenfahrt, bin ja schliesslich ein Tourist, und fahren damit zu den Tempel-Ruinen von Inwa, ehemals Ava, der alten Hauptstadt des früheren Königreiches Ava. Die Überreste aus längst vergangener Zeit gefallen mir.

Im Kloster Bagaya, aus dunklem dunklen Teakholz erbaut, treffe ich in einem Raum auf Schüler, die sich aber von mir nicht gross ablenken lassen.

Auf der Rückfahrt nach Mandalay besichtigen wir auf dem Sagaing-Hügel die mehr als 600 Stupas und Klöster.

208. bis 210. Tag; 22. August 2015, Mandalay, Myanmar

Donnerstag: Wie schon erwähnt, habe ich mir drei Tage für einen Tempel-Aufenthalt in Mandalay eingebaut. Auf meiner ersten Reise durch Myanmar hatte ich mit einem Mönch gesprochen, welcher in mir das Interesse für einen Kloster-Aufenthalt geweckt hatte. Die sehr positiven Erlebenisse bei meinem Tempel-Aufenthalt in Südkorea - kann es so harmonisch wieder werden? - sprechen dafür, aber meine kritische Einstellung (siehe "Persönliches" am 13. August), sowie der gestrige "Schock" bei der Klosterküchenbesichtigung lassen meine Bedenken überwiegen so dass ich das Vorhaben nicht umsetze. So liegen nun drei Tage vor mir, an denen ich machen kann, oder auch nicht, was ich will ...

Ausschlafen, frühstücken und dann ein erneuter Versuch, das Notebook zum Leben zu erwecken: es funktioniert! Kann die Fotos von meiner Sony als Sicherung übertragen. Später geht's wieder nicht, instabil das ganze.
Gegen 13 Uhr laufe ich los, zum Fort Mandalay, dem Königspalast. Die Palastanlage wurde in der Zeit von 1857 bis 1859 vom damaligen König Mindon erbaut. Um den gesamten Königspalast zieht sich eine Mauer von jeweils 2 Km Länge. Die Mauer ist auf ihrer gesamten Länge 8 Meter hoch und 3 Meter dick. Umgeben ist das Gelände zusätzlich mit einem 6,5 Meter breiten und 3 Meter tiefen Wassergraben. Die Briten eroberten im 3. Britisch-Birmanischen Krieg Mandalay. König Thibaw wurde ins Exil nach Indien verbannt.

(Foto nicht von mir)

Als ich beim Wasser ankomme, gehe ich bewusst links herum, die Eingangsbrücke liegt auf der rechten Seite und wäre näher, weil ich alle 4 Seiten zu 2 Km ablaufen will. Nach 6 Km komme ich zur Eingangsbrücke. Vom Guide habe ich ein Eintrittsticket erhalten. Die Anlage ist sehr gross ("Für die Erkundung des recht großen Areals bieten sich ein Fahrrad oder eine Rikscha an"), aber der König hatte ja auch vier Frauen.

Danach suche ich das Restaurant Green Elefant, wo ich zum Abendessen hingehen möchte, finde es aber nicht. Ich trinke ein Bier in einem Restaurant wo sie mir sagen, das gesuchte sei gleich da vorne. Danach kehre ich zum Hotel zurück. Mein linkes Knie schmerzt, ich hinke. Nach 4 Stunden Stadtlaufen bin ich zurück, dusche und lese. Am Abend gehe ich in das Thailändische Restaurant fein und scharf essen.

Freitag: Nach dem Frühstück stze ich am Computer bei der Reception. Ich muss das Email mit den neuen Zug-Daten ausdrucken; es ist eine langsame Kiste. Ich habe keine grosse Lust, etwas zu unternehmen und hänge deshalb im Hotel herum. Zwischendurch laufe ich zu einem Spa, welches ich gestern entdeckt habe, und geniesse eine weitere Massage. Da ich das Essen und die Ambiente im Green Elefant so gut fand, gehe ich wieder dorthin zum Nachtessen.

Samstag: In der Nacht lassen mich Bauchkrämpfe, Durchfall und Fieberträume nicht zur Ruhe kommen. Am Morgen fühle ich mich wie gerädert, habe Gelenkschmerzen, fühle mich nicht wohl. Ich verzichte aufs Frühstück, bleibe den ganzen Tag im Bett und schlafe viel. Nach dem Klopfen an der Zimmertüre sage ich zum Zimmerservice, dass sie nichts machen müssten. Kurz darauf erkundigt sich die Reception, ob alles okay sei. Ich nehme etwas für die Darmflora, trinke Cola und schlucke Dafalgan gegen das Fieber und die Schmerzen. Am Abend habe ich doch Hunger, weshalb ich eine Karottensuppe, Reis und ein Soda Wasser aufs Zimmer bestelle.

211. Tag; 23. August 2015, Pyin Oo Lwin, Myanmar

Nach einer ruhigeren Nacht fühle ich mich am Morgen, ausser Rückenschmerzen, wieder gut. Rechtzeitig, den heute geht es wieder weiter.

Unterwegs halten wir bei einem Blumenmarkt.

Auf einem anderen Markt werden Frucht-Weine verkauft. Ich kaufe mir einen weissen Ananas Wein (später habe ich ihn im Hotel ins Gefrierfach gelegt; auch so gekühlt trinkend ist er viel zu süss und klebrig, zudem irgendwie nach Kork riechend).

Pyin Oo Lwin liegt auf einem Plateau, 1'070 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Wir steigen vom Auto in eine hübsche Pferdekutsche um.

Viele Erinnerungen an die Kolonialzeit fallen auf, darunter Ziegel- und Holzhäuser. Das Candacraig Hotel war früher ein Britischer Club.

Danach fahren wir wieder mit dem Auto, zuerst zum Chinesischen Tempel ...

... danach zum National Kandawgyi Garden (Botanischer Garten) ...

... bevor ich im Kandawgyi Hill Resort einchecke. Es gibt 6 Doppel-Bungalow, ich bin aber der einzige Gast.

Am Abend schreibe ich folgende Berichterstattung nach Hause: Sonntägliches Abenteuer pur! Nach der Fahrt nach Pyin Oo Lwin besichtigte ich ein Massengrab im National Kandawgyi Garden. Nach einem noch äusserst friedlichen Spaziergang durch den "Orchid Garden" - nach dem ich zwei gesehen und fotografiert habe, sagte ich zum Guide, wir könnten umkehren, es sei nicht so mein Ding - dann der Schock im "Butterfly Museum": Tausende von aufgespiessten Schmetterlingen in allen Grössen und Farben, und dazwischen durchbohrte Körper vieler unschuldiger Käfer ... danach Besuch im "Fossil & Petrified Wood"-Museum (das versteinerte Holz sieht gut aus, ist aber leider nicht käuflich!), wo noch ältere "Tote" herumlagen ... Ich hoffe, bei euch geht es ruhiger zu am heutigen Sonntag. Liebe Grüsse Ueli

212. Tag; 24. August 2015, Mandalay, Myanmar

Um 6 Uhr lasse ich mich wecken und frühstücke um halb sieben. Eine Stunde später fahren wir zum Bahnhof. Thantzin löst zwei Tickets in der Upper Class (seine Wahl) bis Naung Paing zu 1'600 Kyats (1.25 CHF), inkl. 50 Kyats für "Life Insurance".

Als der Zug einfährt, noch ohne unsere Wagen, kommt Bewegung in die Menschen. Die Ware in den Güterwagen wird auf das Perron gelegt und dann von Trägern weggetragen.

Es hat auch einige westliche Touristen am Bahnhof. Ich spreche zwei Girls mit grossem Gepäck an. Sie seien für drei Wochen in Myanmar. Irgendeinmal wechseln wir zu deutsch ... Anja und Antonia (Tonia), zwei Studentinnen aus Würzburg. Nun werden weitere Personenwagen angehängt und wir steigen ein. In unserem Wagen hat es keine Einheimischen. Die beiden Deutschen haben Tickets für die billigere Klasse gelöst. Als der Zug abgefahren ist, gehe ich in den anderen Wagen, auf einen Schwatz mit den beiden jungen Frauen. Als ich wieder zurück auf meinem Sitz bin, besucht mit zuerst Tonia dann später Anja.

In Gok Teik, der Station vor dem gleichnamigen Viadukt, mit Blick auf diesen, halten wir an. Danach fährt der Zug ganz langsam über die Brücke, so dass alle Zeit zum Fotografieren haben. Beim Gok Teik Viadukt handelt sich um die höchste Brücke in Myanmar und der grössten Eisenbahn-Bockbrücke der Welt, zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung 1900. Sie ist 689 m lang und hat eine Höhe von 250 m über dem Talgrund.

Die nächste Station ist bereits Naung Paing. Ich verabschiede mich bei den beiden deutschen Girls und steige aus. Koko wartet mit dem Auto auf uns. Wir starten unsere Rückfahrt nach Mandalay und fahren dabei wieder über Pyin Oo Lwin. Nach rund 2 Stunden hat mein Fahrer Hunger, ich schon lange. In einem sehr schönen Open Air Restaurant, die Bedienung trägt Cowboy Hüte, machen wir Halt. Ich esse eine scharfe Nudelsuppe (800 Kyats, 65 Rappen) und ein Blueberry Cake (400 Kyats, 30 Rappen). Nach einer weiteren Stunde kommen wir in Mandalay an und fahren zum gleichen Hotel, wo ich das gleiche Zimmer zugeteilt bekomme.

213. Tag; 25. August 2015, Kalaw, Myanmar

Heute vor 7 Monaten hat meine Reise begonnen; ich bin seit 213 Tagen unterwegs!

Viertel vor sieben ist Abfahrt zum Flughafen; dort verabschiede ich mich vom Team. Auf den Inlandflügen ist es wie bei uns mit dem Zug von Zürich nach Genf, mit Stopps in Olten, Bern und Lausanne. So startet Flug YJ 143 der Asian Wings in Yangon, fliegt über Nyaung, Mandalay nach Heho, und danach direkt zurück nach Yangon. Mein Flug mit einem ATR 72-500 Propellerflugzeug von Mandalay nach Heho ist kurz, eine halbe Stunde. Mit mir steigen nur drei weitere Passagiere aus; als ich das realisiere, schaue ich zum Flughafengebäude um zu lesen, ob es der richtige Ort ist ...

Am Flughafen werde ich von Win (rechts), meinem Reiseführer und Fahrer Mawsi (links) empfangen. Wir fahren nach Pindaya. Unterwegs halten wir bei einer Cheroot-Zigarren-Fabrikation an. Der Tabak besteht aus gebrochenen Blättern von Cheroot-Bäumen, vermischt mit dem Holz des Baumes und Zusätzen. Das Deckblatt besteht aus einem Blatt des Cheroot-Baumes, in das wird eine Hand voll Tabak eingerollt und mit einem Filter aus Maisblättern versehen. Nach dem Rollen wird der Filter beschnitten. Fertig ist die Zigarre.

In Pindaya fahren wir zur Shwe U Min Pagode, einem Höhlensystem im U Min Hügel. Auf einer überdachten Treppe steigen wir empor. Das letzte Stück überwinden wir mit einem Lift und sind dann beim Eingang.

In den Höhlen hat es mehrere Tausend Buddha Statuen in verschiedenen Grössen und Formen und aus verschiedensten Materialien wie (vergoldetem) Stein, Holz, Marmor oder Jade. Dafür mussten die meisten Stalagmiten (stehender Tropfstein) und Stalaktiten (hängender Tropfstein) oder Sintersäulen (wenn der hängende und stehende Tropfstein zusammengewachsen sind) weichen. Es gibt auch kleine Räume, in die man nur kriechend gelangt; diese dienen zum meditieren. Aus einer dieser Nischen höre ich "Baaseldytsch"; habe mich kurz mit dem jungen Pärchen aus Basel unterhalten.

Wieder am Tageslicht und im Auto machen wir Halt bei einem Handwerksbetrieb wo Shan-Papier hergestellt wird um daraus Lampen, Dekorationsgegenstände, Couverts, Fotorahmen sowie Schirme zu fertigen.

In einem Restaurant ist Mittag gegessen angesagt. Auf Empfehlung von Win nehme ich ein Fisch Curry mit Erdnüssen. Nicht schlecht aber auch nichts besonders; halt nicht scharf, eher süss. Während ich esse, realisiere ich hinter meinem Rücken ein Paar beim Reden. Nachdem sich meine Ohren auf die Sprache eingestellt haben, verstehe ich jedes Wort: schweizerdeutsch. Ich oute mich jedoch nicht als Schweizer, denn die beiden haben irgendwelche Probleme miteinander.

Nach rund 1 1/2 Stunden treffen wir in Kalaw ein, einer kleinen, schönen Stadt. Das Einchecken macht Freude auf mehr, denn mein Dream Villa Hotel macht einen sehr guten Eindruck (Foto nicht von mir).

 

 

 

 

 

 

Ich mache einen Spaziergang durchs Dorf und den Kalaw Market, wo ich bei einem Stand, aus spontaner Lust, eine einheimische Zigarre (50 Kyats, 4 Rappen) kaufe, um zu testen, was ich heute Vormittag gesehen habe. Auf der Suche nach Feuer komme ich mit einem rauchenden Paar ins Gespräch, welches an einem Tisch vor einem Restaurant sitzt. Es sind Franzosen aus Metz. Ich setze mich zu den beiden und trinke einen Tee und ziehe dabei an der Cheroot-Zigarre.

 

214. Tag; 26. August 2015, Kloster Htee Thein, Myanmar

Heute beginnt meine 2 Tage Wanderung zum Inle See. Wir fahren noch knapp eine Stunde mit dem Auto, dann heisst es die Wanderschuhe schnüren. Für meinen Rucksack habe ich einen Träger, während die grosse Tasche mit dem Auto zum Übernachtungsort gebracht wird.

Die Wanderung gefällt mir; sie ist abwechslungsreich und es gibt immer wieder etwas zu entdecken.

Auf den Felder werden die verschiedensten Dinge angebaut.

Nur der Blick zum Himmel macht keine Freude ... aber noch hält sich der Regen zurück.

In einem kleinen Dorf gibt es nach 1 3/4 Stunden den Mittagshalt bei einer Familie, die uns Gastrecht gibt. Der vorausgefahrene Koch bereitet unter einfachsten Verhältnissen ein leckeres Essen zu.

Das Mittagessen nehme ich, auf dem Boden sitzend, im Wohnraum des Gastgebers (Foto rechts) ein. Nach rund einer Stunde setzen wir die Wanderung fort. Unterwegs treffen wir auf stumme Zeitzeugen.

Oft ist der "Wanderweg" eine Herausforderung ...

... auch für das Schuhwerk.

Gerade rechtzeitig machen wir Halt in einem Shop in einem Dorf, so können wir am Trockenen einen Tee trinken. Ich schütze vorsorglicherweise meine Kameratasche mit dem Kehrrichtsack aus der Schweiz ein. Als es aufgehört hat zu regnen brechen wir wieder auf. Kaum sind wir ungeschützt unterwegs, öffnen sich die Himmelsschleusen erneut und lassen es regnen. Weit und breit ist kein Unterstand auszumachen. Verzeifelt versuche ich die Regenhosen überzuziehen, bringe sie jedoch nicht über meine Wanderschuhe; so lasse ich es bleiben. Als wir um 16 Uhr, nach insgesamt 5 1/2 Stunden wandern, im Kloster Htee Thein ankommen, regnet es nicht mehr, aber ich bin nass bis auf die Unterhosen. In der Klosteranlage hat es einen Gästebereich, gemischt für Frauen und Männer, was aber heute keine Rolle spielt; ich bin der einzige Tourist.

Während sich meine Crew in der Küche eingerichtet hat, befindet sich mein "Schlafzimmer" eine steile Treppe höher im ersten Stock. Ich ziehe mich um und hänge meine nassen Kleider auf.

Danach schaue ich mich in der Klosteranlage um. Die Toiletten sind weit entfernt, weshalb ich Win um eine Nachthafen-ähnliche Lösung bitte. Später bringt er mir eine oben abgeschnittene Plastic-Getränkeflasche. Ich finde auch das "Badezimmer", draussen unter freiem Himmel, "dusche" aber nicht.

 

215. Tag; 27. August 2015, Inle See, Myanmar

Kurz nach fünf Uhr erwache ich, stehe auf und entsorge diskret den in der Nacht gefüllten "Nachthafen". Nach einer Katzenwäsche und dem Zähneputzen bin ich bereit für das Frühstück, welches mir um halb sieben gebracht wird.

Inle Lake

Nach dem Frühstück packe ich die noch immer feuchten Unterhosen und das nasse T-Shirt ein. Auch meine Trekkinghose ist noch leicht feucht, ja nu, ziehe sie trotzdem an. Um 7.45 Uhr setzen wir unsere Wanderung fort.

Hier sehe ich zum ersten Mal den Inle See. Wir haben Wetterglück, kein Regen. Beim Weg runter vom Hügel in die See-Ebene wäre es bei Regen glitschig und wie in einem Bach, meint mein Führer Win. Mit meinem linken Knie geht es besser als gestern, habe aber in beiden Knien Schmerzen und bin in den Beinen und Füssen müde, aber glücklich. Nach 3 1/2 Stunden kommen wir in ein Dorf wo wir einen Halt für das Mittagessen machen.

Dieser grüne Hüpfer ist nicht Teil meines Essens; er hat sich nur auf meiner Stuhllehne niedergelassen. Nach dem Mittagessen laufen wir noch eine halbe Stunde und erreichen dann einen Bach/Fluss/Kanal, wo ein Boot mit meiner Tasche wartet.

Das Finale ist ein Genuss: zuerst durch den Bach/Fluss/Kanal, dann durchs Dorf und schlussendlich auf den See hinaus.

Wir überqueren den See und kommen auf der anderen Seite zu einem umzäunten Häuserkomplex im Wasser, dem Shwe Thazin Hotel, wo ich ...

... mit Musiklängen von verschiedenen Instrumenten durch die Crew empfangen werde.

Nach meiner erfolgreichen Nachfrage bei der Reception gebe ich meine schmutzige Trekkinghose und die von Dreck triefenden Wanderschuhe zum Reinigen ab. Im Zimmer hänge ich meine feuchten Sachen auf, reinige das restliche Material, lade die Geräte auf und trinke dazu ein Bier aus der Minibar. Danach gönne ich mir eine Dusche. Gegen die Knieschmerzen nehme ich eine Tablette. Für 17 Uhr habe ich eine japanische Massage bestellt. Der Masseur drückt gleichzeitig an zwei Punkten und dreht meine Arme und Beine in "alle" Richtungen. Tut gut. Dies, das luxuriöse Hotel mit der speziellen Lage, mein "Bungalow Nr. 104" mit der entspannenden Aussicht vom Balkon, sind Belohnung für die Unannehmlichkeiten während der zweitägigen Wanderung.

Zum Znacht versuche ich zum ersten Mal einen Rosé; lecker. Dazu esse ich einen Fisch aus dem See mit Reis; lecker, aber es hätte mehr sein dürfen. Anschliessend nutze ich in der Lobby den WiFi-Empfang, bevor ich mich, nach einem letzten Blick vom Balkon über den See, müde ins Bett lege.

 

216. Tag; 28. August 2015, Inle See, Myanmar

Um neun Uhr fahren wir mit dem Boot los. Win, der Guide, wohnt in Inle, am entgegengesetzten, oberen Ende vom See, deshalb hat er in der Nähe bei seinem Cousin übernachtet. Wir fahren zu einem Markt.

Als wir näher zur Anlegestelle kommen sehe ich, dass wir nicht die einzigen sind. Es ist mega viel los auf den Boots-Parkplätzen.

Der Markt kommt nur alle 5 Tage ins Dorf; die Einheimischen müssen also für einige Tage einkaufen.

Ein Verkaufsstand mit Zubehör fürs Betelnuss kauen; ich kaufe nicht, mache nur ein Foto.

Danach steht etwas ganz spezielles auf unserem Programm, der Besuch in einer Weberei für Seide und, landes- und weltweit einzigartig, für Lotus.

"Stoffe aus dem reinsten und exotischsten Material der Welt - Lotusweberei am Inle-See (Bernhard Peter). Lotus? Nicht gerade eine klassische Pflanze zur Gewinnung von Textilfasern, doch am Inle-See werden Lotuspflanzen genutzt, Stoffe aus den kostbarsten Fasern der Welt hergestellt, Lotusstoffe! Lotus überrascht immer wieder. Vor allem durch seine makellose Schönheit der Blüte, die sich über den schlammigsten Gewässern erhebt, ohne daß seiner Oberfläche der Dreck etwas anhaben könnte, so daß der Lotus zum Symbol der Reinheit geworden ist und selbst Götter auf ihm thronen. Und hier in den Pfahlbaudörfern am Inlesee werden aus diesem Symbol der Reinheit Stoffe gewebt. Der Lotus wird während des Monsuns geerntet, weil ein höherer Wasserstand längere Stengel und bessere Fasern garantiert. 3-5 Lotusstengel, die nicht älter als drei Tage nach dem Pflücken sein dürfen, werden nebeneinander gelegt und mit dem Messer ca. 6-8 cm vom Ende entfernt quer angeritzt. Die Stengel werden umgedreht und auf der anderen Seite wieder angeritzt. Dann werden die Stengel gemeinsam durchgebrochen – zarte gespinstartige Fäden werden beim Auseinanderziehen sichtbar. Sofort werden die Stengel gegeneinander verdreht, so daß sich in der Mitte ein Faden bildet, währenddessen werden die Stengelteile weiter auseinandergezogen. Wenn die spinnwebzarten Fasern alle aus den kurzen Stücken herausgezogen sind, werden die Fasern auf das Ende des schon bestehenden Fadens auf einer feuchten Steinplatte gelegt und mit den Fingern ein wenig gerollt, dann werden die langen Stengelenden komplett abgezogen. Feine Fasern bleiben auf der Steinplatte aufgefächert zurück und warten auf Fortführung des Wunderfadens. Der fertige Faden wird in einer Schüssel neben der Steinplatte gesammelt. Die gedehnten Fasern schnurren wieder etwas zusammen, der Faden wird dicker als die feinen Fasern es ahnen lassen, fast ähnelt er einer dünnen Leinenschnur. Erst beim näheren Hinsehen, insbesondere beim Betrachten der Enden, fällt die Feinheit des Materials im Detail auf. Ein spezieller Webstuhl ist ganz für die Lotusweberei reserviert. Das fertige Gewebe, naturbelassen oder uni eingefärbt, ähnelt in Beschaffenheit, Griff, und kühlendem Tragegefühl am ehesten einem Stück Leinen, ein klassisches Understatement, bedenkt man, daß für einen kleinen Schal 6000 Lotusstengel nötig sind und alle paar Zentimeter von Hand erneut angesetzter Faden sind, weil die Fasern nicht kontinuierlich gesponnen werden können. Und gar für eine komplette Mönchsrobe sind 120'000 lange Lotusstengel nötig! „Erfunden“ wurde die Lotusweberei vor ca. 90 Jahren im Dorf Kyain Khan. Eine Frau wollte dem Abt des örtlichen Klosters als Geschenk eine Robe aus dem einzigartigsten und reinsten Material schenken, welches zu haben war. Beim Pflücken von Lotusblüten als Schmuck der Buddhastatuen im Kloster bemerkte sie die feinen Fasern, die sich beim Abbrechen der Stengel offenbarten. Da keimte die Idee: Das war das gesuchte Material, Fäden aus der Pflanze, die zum Symbol der Reinheit schlechthin geworden war, Fäden, die so exotisch sind, daß diese Technik weltweit einzigartig ist!"

Es ist eine ganz mühsame Handarbeit, was ich eigenhändig beim Brechen der Stengel erfahren kann. Bis vor 20 Jahren wurden ausschliesslich Roben für die höheren Mönche gewoben. Seither auch Stoffe für kommerzielle und private Nutzung. Im Shop erschrecke ich über die Preise - die Artikel mit Seide gemischt sind günstiger - der Produkte aus 100 % Lotus: eine Krawatte gibt es für 85 USD, einen Schal für 250 USD (habe ihn für 235 USD bekommen) und eine mir zusagende Jacke kostet 750 USD; die Entscheidung ob ich sie kaufen soll oder nicht wird mir abgenommen; sie haben keine in der Grösse für mich.

 

Die längere Bootsfahrt endet bei einem Haus, wo Zigarren hergestellt werden. Die Blätter-Vorbereitung habe ich ja schon vor ein paar Tagen gesehen. Hier werden die vorbereiteten und feucht gehaltenen Blätter mit gewürztem Tabak von Hand gefüllt, dünn gerollt und mit einem Filter versehen.

Danach besuchen wir eine Weberei für Longyi, Wickelrock, das traditionelle Kleidungsstück in Myanmar. Aber hier stehen für mich nicht die Produkte im Vordergrund, sondern die Halsringe-Frauen vom Bergvolk der Padaung. Viele Padaung-Frauen pflegen eine ungewöhnliche Tradition: Sie tragen von Kindheit an einen schweren Halsschmuck, der die Schultern deformiert und den Hals scheinbar verlängert.

Dieser Schmuck sei mehrere Kilos schwer. Wenn die Frauen um die 70 sind, würde ihnen der Schmuck abgenommen. Sie müssten danach rund eine Woche liegen und anschliessend mit Bewegungsübungen für den Hals beginnen; nach rund 2 bis 3 Wochen sei alles wieder okay, wird mir versichert.

Wir besuchen einen Familienbetrieb, wo Rice Cracks hergestellt werden und fahren dann mit dem Boot weiter durch einen Kanal. An einigen Stellen müssen wir Höhenstufen im Kanal überwinden. Dazu poltert das Boot einfach über die Schwellen. Dank des leicht erhöhten und weit hervorragenden Bugs werden diese kleinen Hindernisse mühelos genommen. Nach gut einer halben Stunde erreichen wir die Anlegestelle im Dorf Indein. Den überdachten und mit vielen Souvenirständen gefüllten Treppenaufgang sparen wir uns für den Abstieg auf. Stattdessen laufen wir über Wiesen und durch Bambuswälder und kommen den ersten der über 1000 Stupas aus dem 17. Jahrhundert näher.

Oben auf dem idyllische Hügel angekommen betrete ich das Gelände mit den faszinierenden Stupas. Sie sind mit Moosen und Farnen bewachsen oder teils zerstört, dennoch geht von ihnen ein unvorstellbarer Zauber aus. Viele der Bauwerke haben die typische Krone mit kleinen Glöckchen, welche mich mit ihrem melodischen Klingeln begleiten.

Den Abstieg machen wir über die Treppe, bleibe aber bei den Souvenirsshop standhaft.

Auf der anschliessenden Bootsfahrt halten wir für eine kurze Besichtigung der Phaung Daw Oo Pagode an.

Die Fahrt durch die Pfahlbauerdörfer fasziniert mich auch heute wieder.

Die schwimmenden Gärten sind grosse, schwimmende Humusbeete, die mit den Jahren immer dicker geworden sind. Mit Bambusstäben sind die bis zu 120 Meter langen Beete am Grund des Inle-Sees verankert, sodass die Felder nicht fortgetrieben werden, resp. nach einem Sturm noch an Ort und Stelle sind.

Zurück im Hotel teile ich dem Guide mit, dass ich morgen das Vormittagsprogramm, um 10 Uhr mit dem Velo zum Wine Tasting, nicht machen werde (den Red Mountain Wein finde ich nicht gut). Stattdessen will ich relaxen, einfach die Zeit im Golden Island Cottages geniessen: Golden Island Cottages has the special privilege of occupying a prime location of over 10 acres of the lake surface. All bungalows with selected ideal lake views, are built of bamboo and its products to mark and blend for traditional atmosphere over the region. The emergence of Golden Island Cottages Hotel Group was mainly due to the collective efforts and contributions from Pa O peoples. And the annual revenue was properly utilized for multi development of the remote area for the community. Over 10 acres on the surface of the Inle Lake, the architect has combined traditional influence, blended with Inle style but fully equipped with modern facilities. Zu schön ist es hier, auch wieder die Stimmung heute Abend.

Blick von meinem Balkon aus - guet Nacht, schlafed guet.

 

217. Tag; 29. August 2015, Yangon, Myanmar

Frühstücken, gemütliches herumhängen und geniessen. Es gefällt mir hier ausserordentlich gut.

Der Sportplatz ist eine dicke, schwimmende Humusschicht.

Auschecken und eine Hot & Saur Soup zum Zmittag essen und dabei letzte WiFi-Boschaften ausgetauscht.

Gegen 13 Uhr Abfahrt mit dem Boot. Ein letzter Blick zurück. Wir fahren über den ganzen Inle See zum Dorf Inle, welches oben am See liegt. Habe den Hut eingepackt und keine Sonnencrème aufgetragen und die Sonne scheint ...

Typisch für den See ist die hier angewendete Bein-Rudertechnik. Der Rudernde steht am Heck des Bootes. Werden die Hände beispielsweise beim Fischen benötigt, so wird ausschließlich mit dem Bein gerudert, indem das Ruder mit dem Bein eingeklemmt wird.

In Inle angekommen steige ich vom Boot ins Auto um. Die Fahrt zum Flughafen dauert eine halbe Stunde. Wir sind zu früh. Aber der Flug ist überpünktlich und nach einer Zwischenlandung in Mandalay lande ich in Yangon. Min Min holt mich ab und wir fahren ins Clover Hotel, wo ich schon zu Beginn meiner Reise zwei Nächte war.

 

218. Tag; 30. August 2015, Sittwe, Myanmar

Heute beginnt mein Abstecher in den Westen Myanmars. Mein Ziel ist ein Chin-Dorf, wo grossflächige Gesichtstattoos bei Frauen eine lange Tradition haben. Im äußersten Nordwesten von Myanmar erstreckt sich der Chin-Staat. Bis 2011 war es Touristen noch komplett verboten, dort hinzufahren; erst danach wurde der Staat von der Regierung teilweise dem Tourismus geöffnet und 2013 weitere Gebiete zugänglich gemacht. Die Tradition des Tätowierens ist seit längerem umstritten und deshalb auch von der Regierung seit 1960 verboten. Da nur noch alte Frauen diese Tätowierungen haben, ist diese Tradtition am Aussterben. Um dorthin zu gelangen, werde ich zuerst nach Sittwe fliegen und von dort per Boot nach Mrauk U fahren, dem eigentlichen Ausgangspunkt für den Tagesausflug in ein Dorf des Bergstammes der Chin.

Wir fahren zum Flughafen. Mein Guide Min Min fliegt auch mit. Der Flug nach Sittwe macht in Ngapali Beach eine Zwischenlandung. In Sittwe empfängt uns der lokale Manager am Flughafen und fährt mit uns zum Hotel Memory, nicht zum gebuchten Shwe Thazin Hotel, welches renoviert werde. Mein Zimmer hat Zugang via eine lange Garage und kein Fenster, resp. nur zwei kleine Fenster unter der Decke zur Garage. WiFi funktioniert auch nicht. Diese Tatsachen machen mich nicht glücklich. Ich spreche mit dem wartenden Reisebüro-Manager und zeige ihm das Zimmer; ich bekomme kein anderes, weil das Hotel ausgebucht sei. Wir machen eine kurze Stadtbesichtigung. Am Strand wird ein schöner View Point gebaut; ich kann aber die nicht gerade berauschende Aussicht auch von der Baustelle aus sehen.

Auf der Heimfahrt entdecke ich ein schönes Seafood Restaurant an der Strasse beim Meer: River Valley. Der Fahrer und Guide zeigen mir ein gleiches Restaurant, gleich um die Ecke vom Hotel. Im Hotel esse ich einen kleinen Lunch und stelle fest, dass es doch ein funktionierendes WiFi gibt. Im Zimmer ist es zu dunkel ohne Fenster, weshalb ich das Licht einschalten muss. Gegen Abend gehe ich zu Fuss vom Hotel zum entdeckten Restaurant am Meer und esse dort einen wirklich spicy Seafood Salad als Vorspeise. Danach laufe ich in die Stadt zurück und esse im anderen, empfohlenen Restaurant, mit der gleichen Menükarte, eine Fishermen Soup. Zurück im Zimmer stelle ich fest, dass es nun hell ist, auch ohne Fenster, wegen dem Licht das durch die beiden Oberlichtern kommt. Ich kann trotzdem einschlafen, aber gegen 1 Uhr nachts erwache ich, kann wegen der Helligkeit nicht mehr schlafen. Ich schlüpfe in die Hosen und gehe zur Rezeption, die zu zweit besetzt ist; das Girl kommt mit und löscht an zwei Schaltern in der Garage das Licht. Danach lässt mich die Dunkelheit wieder schlafen.

 

219. bis 222. Tag; 3. September 2015, Mrauk U, Myanmar

Montag: Um 9 Uhr legen wir mein Gepäck ins Auto und fahren zum Hafen. Gestern habe ich dem Chauffeur erklärt, dass er anhalten soll, um einen Anruf auf seinem Handy entgegen zu nehmen. Das macht er nun; es sind deren drei auf der kurzen Strecke. Mein Guide ist wieder mit dem Betelnusskauen beschäftigt; jedesmal wenn der Fahrer anhält, öffnet er die Türe um seinen Betlnut-Saft rauszulassen - ich hätte doch einen anderen Guide verlangen sollen. Am Hafen wartet der lokale Manager auf uns und übernimmt meine Tasche. Via ein Schiff besteigen wir unser kleines Boot.

Emsiges Treiben herrscht am Hafen.

Die Crew roll noch die Seitenblachen hoch und dann fahren wir los. Zuerst durch einen Kanal, dann durch den Fluss, der immer wie breiter wird. Aber so breit wie er jetzt ist, sei er nur während der Regenzeit; links und rechts stehen Wiesen unter Wasser, während die Häuser wie auf kleinen Inseln aus dem Wasser ragen.

 

Nach 4 Stunden kommen wir in Mrauk U an und fahren zum Shwe Thazin Hotel mit seinen schönen Bungalows. Meiner ist noch nicht ganz bereit, weshalb ich das Gepäck in einen anderen hineinstellen kann und dort auch auch die Toilette benutzen darf.

Der Guide schlägt vor, die Reihenfolge der Sightseeingtour zu ändern. Bin damit einverstanden, ist mir egal. Während es auf dem Markt einiges zu sehen gibt ...

... lässt mich der Königspalast, resp. das wenige was davon übrig blieb, nicht den Auslöser meiner Kamera auslösen.

Wir fahren zurück zum Hotel, wo mein Bungalow zwischenzeitlich bereit ist. Ich hänge herum. Lese. Trinke ein Chang Bier aus Thailand, welches billiger ist als das nationale Myanmar. Als es zu regnen beginnt, staune ich über die Wassermassen die vom Himmel fallen. Das Nachtessen nehme ich im Hotelrestaurant ein. Bestelle eine Suppe als Vorspeise und ein Chicken Indian Style; es wird alles miteinander serviert. Um 20 Uhr lege ich mich schlafen - 12 Stunden liegen vor mir ... In der Nacht werde ich durch den starken Regen geweckt. Krass, wie es wieder schüttet!

 

Dienstag: In der Nacht werde ich immer wieder wach, der Regen prasselt aufs Dach und ich muss auf die Toilette. Um 8 Uhr stehe ich auf, es regnet immer noch, sehr stark sogar. Das sind die bisher stärksten Regenfälle meiner Reise. Ich habe keinen Schirm, deshalb gehe ich in der vollen Regenmontur zum Frühstück und erstmals ohne Kamera, Handy und Portemonnaie. Ich setze mich an den Tisch von Me Me.

Um neun fahren wir los. Heute haben wir einen anderen Fahrer als gestern. Wir fahren zum Dorf hinaus, zum grössten Tempel in Mrauk U. Der Koe Thaung Tempel steht auf einer quadratischen Plattform mit 77 m Seitenlänge, deren Böschungen mit fünf Reihen kleiner Stupas besetzt sind.

Auf der Weiterfahrt fordern die Strassenverhältnisse den Fahrer immer wieder heraus.

Sicher erreichen wir den nächsten Tempel, Laung Bwann Brank.

Diese Büffel geniessen offensichtlich die das Wasser und den Schlamm.

Der nächste Halt gilt dem Shitthaung Tempel. Im Inneren hat es viele Gänge, mal was anderes, mit unzähligen Abbildungen Buddhas aus Stein, welche sehr gut erhalten.

Gleich gegenüber dem Haupteingangs des Shitthaung Tempels befindet sich der Htukkant Thein Tempel. Der Tempel erinnert etwas an eine Festung, soll aber seit jeher ausschließlich für religiöse Zwecke genutzt worden sein. Eine Treppe führt zum Eingang des Tempels. Im Inneren verläuft ein spiralförmiger Gang der mit unzähligen Skulpturen verziert ist. Der Gang endet in einem Raum in dem sich eine beleuchtete, farbige Buddhastatue befindet.

Ein Nickerchen in ehren, kann niemand verwehren; es gibt ja kaum Besucher.

Als wir zum Ausgang kommen, regnet es wieder stark. Der Chauffeur bringt uns die Schirme vom Auto. Me Me ist heute aufgeschlossener und freundlicher als gestern, wo wir das kommunizieren mehr oder weniger weggelassen haben. So erzählt er mir, dass seine Frau bei den täglichen Anrufen fragt, wie es mit dem Betelnusskauen geht. Sie wisse, dass er mit mir unterwegs sei und sie schätze das Kauen auch nicht. Mir fällt auf, dass er heute zurückhaltener ist mit kauen. Einen letzten Tempel auf dem Programm lasse ich aus.

Wir fahren zurück. Unterwegs kaufe ich mir in einem Shop eine Flasche von dem Rotwein, den ich mag. Im Hotel angekommen frage ich nach dem Schirm und gehe mit meinen sieben Sachen in den Händen und unter den Armen ins Restaurant. Bei einem Tisch stelle ich die Flasche Mineral ab und dabei fällt mir der Plastiksack mit dem Wein auf den Plattenboden ... Locker wird die Sauerei und die Scherben vom Boden aufgewischt. Ich entschuldige mich. Nach einer dünnen, faden Pilzsuppe gehe ich in meinen Bungalow. Dusche und relaxe. Schlafe auch ein bisschen. Vom starken Regen erwache ich und gehe zur Toilette. Danach will ich durch die Türe den Regen sehen. Als ich sie öffne, füdliblutt, steht mein Guide draussen. Er hat wohl geklopft während ich auf dem WC war. Ziehe mir schnell Hosen an und gehe zu ihm auf die gedeckte Verande. Er hat vom Bootsführer einen Anruf erhalten, dass bei diesen Verhältnissen morgen auf dem Fluss nicht gefahren werden könne; zuviel Wasser und fremdes Material im Wasser. Wir tauschen deshalb die Programme der beiden nächsten Tage und hoffen, dass es übermorgen besser ist. Das Dorf und die Frauen mit den tätowierten Gesichtern möchte ich gerne sehen.

Persönliches Was sind Träume, was ist Wirklichkeit? Der Regen prasselt seit Stunden geräuschvoll auf die Palmen Blätter in der schwülen, schweren Luft. Die Tropfen fallen von den nassen Blätter auf den nassen Boden. Auf der Veranda sitzend, auf Bambus Möbeln im Trockenen, höre und schaue ich dem geräuschvollen Lauf des Wassers zu, das in Massen vom Himmel fällt, die Palmen, die Dächer, die Treppen, die Wege nässend, ohne Unterbruch. Durch das stetige Rauschen, wandern meine Gedanken wie betäubt durch das Jetzt, durch die Zeit, durch das Erlebte. Bin ich wirklich hier? Träume ich einen Traum oder erlebe ich ihn? Es gibt Momente wo ich den Unterschied nicht mehr fühle. Alles ist eins. So viele Monate alleine unterwegs vermischen die Wirklichkeit mit den Träumen. Das eine geht ins andere über.

Mittwoch: In der Nacht hat es nicht mehr geregnet, aber am Morgen beginnt es wieder. Wir fahren zum Dorf hinaus, unser Ziel ist Kyauktaw. Der Himmel ist mit dunklen Wolken verhangen und es regnet. Links und rechts der erhöhten Strasse sind überschwemmte Flächen; immer noch von den Überschwemmungen vor rund 1 1/2 Monaten. Anscheinend stand damals das Wasser bei meinem Hotel bis zur Rezeption; das Hotel war geschlossen. Kühe weiden auf kleinen Erhöhungen, die wie Inseln aus dem Wasser ragen. Sie fressen von Heustöcken.

In Kyauktaw besuchen wir das Nationalheiligtum vom Staat Rakhine, den Mahamuni Paya Tempel. Nach Ansicht der Rakhiner wird hier die berühme Mahamuni Statue aufbewahrt und das Heiligtum in Mandalay, welches ich am 18. August 2015 besucht habe, sei nur eine Kopie derselben.

Ob original oder nicht, eindrücklich anzuschauen auf jeden Fall.

Bei der Weiterfahrt zu einem Dorf bleiben wir auf einer Nebenstraße stecken und kommen nur mit Hilfe von zwei Männern wieder aus dem Dreck. Wir fahren zurück auf die Hauptstraße und versuchen es beim zweiten Weg, der ins Dorf führt. Sieht nicht gut aus, denn wir haben kein 4x4 Fahrzeug. Der Fahrer sagt, es gehe nicht. Da ich das Dorf aber sehen will, schlage ich vor, zu Fuss durch den Regen weiterzugehen.

Für den Guide ist es eine neue Erfahrung, erstmals zu Fussins Dorf zu gelangen. Bei einem Shop treffen wir auf eine Grossmutter und ihre 4-jährige Enkelin. Ich lasse den Guide fragen, ob ich Fotos machen dürfe. Auch bei den Hütten lasse ich fragen; alle sagen ja.

Die Menschen in diesem Dorf leben in sehr einfachen Verhältnissen. Das offene Erdgeschoss der Hütten dient als Küche, Unterstand für die Tiere, Arbeitsplatz und zum sich aufhalten, während die Schlafräume im erhöhten Geschoss liegen.

Beim Weiterlaufen entdecke ich eine Schule. Ich bitte auch hier den Guide zu fragen, ob ich die Kinder fotografieren dürfe. Er ruft nach einer Lehrerin; da kommen drei Frauen und ein Mann. Auch sie sagen ja. Ich könne sogar in die Klassenräume eintreten, was ich aber nicht mache; ich fotografiere von aussen.

Die Kinder haben Freude an dem ungewohnten Besuch des Fremden. Bei der Verabschiedung ziehe ich meinen Hut vor ihnen und machen damit eine Verbeugung; ein Gekreische! Beim Zurücklaufen regnet es viel stärker. Der Wind bläst den Regen von der Seite. Meine kurzen Hosen werden links nass. Es hat sich aber gelohnt, statt nur tote Tempel und Pagoden, das echte Leben zu sehen. Schade wegen dem Regen; ohne hätte es schönere Fotos gegeben, musste ja immer vom "Schärme" heraus fotografieren.
Zurück im Hotel nehme ich im Restaurant ein Kartoffel Curry. Danach ziehe ich mich in meinen Bungalow zurück, hänge die nassen Sachen auf, lese, schaue BBC und nehme einen Erholungsschlaf. Am Abend gehe ich ins einzige vom Guide empfohlene Restaurant im Dorf, dem Moe Cherry. Ich entscheide mich für ein Chicken Curry mit Gemüse und Reis und trinke dazu ein Myanmar-Bier.

Persönliches Was sind Träume, was ist Wirklichkeit? Es ist alles so anders. Ich sitze in einem Restaurant, draussen unter dem Dach in der feuchten Luft. Ein Mann mit einer Kuh am Seil kreuzt die Straße. Eine junge Frau mit einem Regenschirm in der Hand lächelt mich an, seitwärts auf dem Gepäckträger des Fahrrad sitzend, während sie sich mit der anderen Hand am nackten Oberkörper des Fahrers festhält. Eine Katze sitzt miauend unter einem Auto am Straßenrand vor mir, ein Rudel Hunde läuft auf der Straße, ein Hahn schreit im Dorf, ein Huhn gackert im Garten nebenan. Ein Pferd kommt die Straße her und grast am Rand, ein zweites folgt ihm. Ich bin in einer ganz anderen Welt, einer fremden Welt. Am Nachbartisch sitzt einer und isst. Eine Flasche Whisky und eine Flasche Mineral vor sich auf dem Tisch. Um hin herum sitzen vier Männer und reden mit ihm. Sie essen nichts, sie trinken nichts. Ein Geschäftsessen? Der hohe Boss (Ex Militär?) und sein Fußvolk? Einer steht auf und spuckt vor dem Restaurant den roten Betelnut-Saft auf die Straße. Ich bin fertig mit essen.

In der Nacht regnet es immer wieder. Es wird wohl nichts mit dem Boot-Ausflug ins Dorf morgen ...

Donnerstag: Habe schlecht geschlafen, hatte wieder eine längere Wachphase in der Nacht. Kurz nach sechs Uhr erwache ich, stehe auf und wasche mir die Haare. Mit Schirm, aber ohne Regen, gehe ich zum Frühstück. Heute hat es viele Gäste, eine Gruppe, alle tragen das gleiche T-Shirt einer Bank. Me Me ist noch nicht da. Es gibt eine Kokos Suppe mit Nudeln, dazu geschnittene Eier und Zitronen-Scheiben zum auspressen. Lecker, aber leider kalt.

Me Me kommt als ich fertig bin; es ist wie ich dachte, zu gefährlich auf dem Fluss. So werde ich also die Chin-Frauen mit ihren Gesichtstatoos nicht sehen. Wir machen das, was ich gestern als Alternative vorgeschlagen habe: wir fahren bis ins Dorf, wo wir das Boot genommen hätten, schauen uns ein bisschen um und fahren dann wieder zurück. Es geht in eine andere Richtung als gestern. Aber auch hier stehen noch weite Flächen unter Wasser; in Reisfeldern wird sogar gefischt.

Als wir im Dorf ankommen, macht mich der Anblick traurig. Längst sind die Hilfswerke abgezogen, auch das viele Wasser der Überschwemmungen, aber zurück blieb der Dreck. Um die Häuser herum Schlamm und Holz, zum Teil auch noch Wassertümpel. Große Beigen Holz, ganze Baumstämme, wurden schon gesammelt. Dies gibt dann Brennholz zum feuern. Die Leute aber sind freundlich und lachen. Nur eine Frau schaut traurig, jammert mit Gesten und bettelt. Wer von uns verwöhnten Schweizern könnte unter solchen Zuständen leben?

Hier vom Fluss aus, wohl mit einem dieser Boote, wären wir Flussaufwärts gefahren.

Beim zurückfahren halten wir in der von Mrauk U an einem See und gehen dann das Dorf. Es gibt drei Arten von Häusern, diejenigen der Wohlhabenden, die normalen Häuser und Hütten der armen Leute.

Bei einem ATM in der Nähe vom Hotel will ich Geld beziehen, aber er ist nicht in Betrieb. So gehe ich in eine Bank um USD zu wechseln; aber die nehmen auch hier nicht, wie schon im Hotel, meine leicht eingerissene 20-Dollar-Note und weisen zudem zwei Ein-Dollar-Noten ab; sie wollen nur neue Noten. Immerhin ist der Kurs besser als der 1:1-Kurs im Hotel. So erhalte ich für die 17 US-Dollar 21'550 Kyats, statt 17'000 Kyats im Hotel. Die restliche Zeit geniesse ich auf der Veranda mit Lesen und Schreiben. Später gehe ich zum Abendessen, wieder ins Hotelrestaurant: zuerst nehme ich einen Steamed Fish mit Ginger und später ein Kartoffel Masala Curry; es ist ja mein Abschiedsessen.

 

223. Tag; 4. September 2015, Yangon, Myanmar

Hotel - Auto - Boot - Auto - Flugzeug - Auto - Hotel; das beinhaltet meine Reise von Mrauk U über Sittwe zurück nach Yangon. Um viertel vor 6 Uhr bin ich bei der Rezeption; Me Me ist auch schon da. Kurz danach kommt der Fahrer und bringt uns zum Fluss, wo wir um 6 Uhr ablegen. Kurz danach geniesse ich Nescafé und den Inhalt aus der vom Hotel erhaltenen Frühstücksbox: 2 Eier, Toast, Pomelo Früchte (Pampelmuse).

Vier Stunden später erreichen wir Sittwe, wo der Manager und ein Fahrer warten. Nach einer kurzen Fahrt kommen wir viel zu früh am Flughafen an.

Der Flug ist erst um 12.40 Uhr. Wir fliegen mit einer ATR 72-600 der Mann Yadanarpon Airlines, einer Fluggesellschaft, die im Februar den Flugbetrieb aufgenommen hat.

Diesmal ist es ein Direktflug der 1 Stunde und 50 Minuten dauert. Während dem Flug reisse ich aus der Bordzeitung zwei Seiten heraus: Werbung von zwei Restaurants in Yangon, einem japanischem mit Buffet und einem lokalen, welches zum "Best of Year" ausgezeichnet worden ist. Nach der Landung, ich bin nun zum dritten Mal in Yangon, brauchen wir zwei Stunden bis ins Clover Hotel, wo ich auch zum dritten Mal logiere.

Bis am Abend kommuniziere ich mit WhatsApp und FB, dann ziehe ich mich an. Bei der Rezeption frage ich nach einem Regenschirm und laufe die ca. 15 Minuten bis zum Japaner. Das Restaurant ist in einem 5*-Hotel. Es gibt ein Buffet für 40 USD. Ich starte mit Sashimi. Die hübsche Serviererin macht mir eine Suppe; aber eigentlich will ich mir nicht den Magen mit Gemüse füllen. Danach bestellt sie für mich eine grosse Crevette und Fisch vom Grill. Mich zieht es dann noch zweimal zur Sashimi-Auswahl. Zurück im Hotel telefoniere ich mit Silvia, lese noch ein bisschen und lege mich dann schlafen. Kurz nach drei Uhr erwache ich und kann nicht mehr einschlafen. So mache ich halt Buchhaltung mit den Kreditkartenbelegen, lese und besuche wieder FB. Ich hole auch meine geschlossenen Schuhe aus der Tasche, die ich schon lange nicht mehr trug, weil ich die bevorstehende Reise nach Australien nicht in Sandalen antreten will. Gegen halb sechs stelle ich den Wecker von 6.00 Uhr auf 6.15 Uhr und komme so nach zu einer 3/4-Stunde Schlaf.

 

224. Tag; 5. September 2015, Yangon, Myanmar - Bangkok, Thailand - Sydney, Australien

Von Yangon, Myanmar, fliege ich heute über Bangkok, Thailand, nach Sydney, Australien, wo ich aber erst morgen ankommen werde. Um halb acht fahren wir zum Flughafen, wo ich mich von Me Me verabschiede und ihm die grob ausgefüllten Bewertungsformulare übergebe. Ich fliege mit Bangkok Airways, Flug PG 702. Weil mein Ticket im Januar ausgestellt worden ist, muss ich 5 USD Flughafentaxe nachzahlen, weil diese seither aufgeschlagen haben. Ich gebe 5'000 Kyats und 2 USD.

Nach einer Stunde lande ich bereits in Bangkok. Ich konnte nicht durchchecken, weshalb ich normal einreise, mit Immigration Card ausfüllen, Passkontrolle und Gepäck vom Band holen. Mein Weiterflug ist erst im 19.50 Uhr, eine lange Warterei steht mir bevor. Gemäss Auskunft kann ich erst drei Stunden vorher Einchecken. Ich gehe trotzdem zur Kolonne T und sehe, dass der Emirates Check-in Schalter offen ist, aber ohne angezeigte Flüge. Ich gehe zum Business Schalter und frage, ob ich trotzdem schon einchecken könne. Ja, ich kann, sie halren einfach das Gepäck zurück. So kann ich in die The Emirates Lounge gehen, wo das Warten angenehmer ist. Irgendeinmal wird eine Verspätung von 1/2 h angekündigt.

 

Nun gehts unter Australien weiter.

 

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