Mit Karl May aufgewachsen, kenne ich nicht nur Old Shatterhand's Abenteuer in Amerika, sondern auch diejenigen seiner zweiten Seele, als Kara Ben Nemsi, im Balkan und Orient. Seit dem Lesen von "Durchs wilde Kurdistan" ist der Name "Kurdistan" ein Begriff. Kurdistan jedoch zu kennen, oder über die Geschichte der Kurden Bescheid zu wissen, kann ich nicht behaupten.
"Kurdistan ist ein nicht genau begrenztes Gebiet in Vorderasien, das als historisches Siedlungsgebiet der Kurden betrachtet wird. Einige der Staaten, über die sich dieses Gebiet erstreckt, vermeiden die Bezeichnung Kurdistan oder verbieten den Gebrauch des Begriffes sogar. Sein Gebrauch wird hingegen von breiten Schichten der kurdischen Bevölkerung gefördert bzw. gefordert. Das gesamte kurdische Siedlungsgebiet umfasst je nach Definition 440'000 bis 530'000 km² und verteilt sich auf die Staaten Türkei, Irak, Iran und Syrien. In diesen Gebieten sind neben Kurden auch Araber, Perser, Aserbaidschaner, Türken, Turkmenen, Armenier, Assyrer/Aramäer und Mhallamiye ansässig.
Mit der Auflösung des Osmanischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918) und insbesondere mit der Ermutigung des US-Präsidenten Woodrow Wilson – in dessen Vierzehn Punkten einer festlegte, dass den nicht-türkischen Nationalitäten des Osmanischen Reiches "eine absolut unbehelligte Möglichkeit der autonomen Entwicklung" zugesichert werden sollte – strebten die kurdischen Nationalisten die letztendliche Errichtung eines kurdischen Staates an. Der Vertrag von Sèvres, der 1920 von Vertretern der Alliierten und des osmanischen Sultans unterzeichnet wurde, sah die Anerkennung der drei arabischen Staaten Hedschas, Syriens und Iraks sowie Armeniens und südlich davon Kurdistan vor, dem die Kurden der damals unter britischer Besatzung stehenden Provinz Mossul vilāyet beitreten durften. Aufgrund der militärischen Wiederbelebung der Türkei unter Kemal Atatürk wurde dieser Vertrag nie ratifiziert. Er wurde 1923 durch den Vertrag von Lausanne ersetzt, der die Bestimmung für die arabischen Staaten bestätigte, aber Armenien und Kurdistan nicht erwähnte. Mossul wurde von der Regelung ausgeschlossen, und die Frage seiner Zukunft wurde dem Völkerbund vorgelegt, der es 1925 dem Irak zusprach. Diese Entscheidung wurde durch den Vertrag von Ankara in Kraft gesetzt, der 1926 von der Türkei, dem Irak und Grossbritannien unterzeichnet wurde.
Der irakische Teil Kurdistans stimmt in grossen Teilen mit der Autonomen Region Kurdistan überein und überschneidet sich mit dem Gebiet Türkmeneli. Die Autonome Region Kurdistan umfasst die Provinzen Arbil, Dohuk, Halabdscha und Sulaimaniya und Teile der Provinzen Diyala, Kirkuk und Ninawa.
Auch die Kurden im Irak litten jahrzehntelang unter Konflikten und Blutvergiessen. Während des Ersten Golfkriegs in den Achtzigern setzte der Irak chemische Kampfstoffe gegen kurdische Zivilisten ein und schlug eine Rebellion blutig nieder. Zehntausende Kurden starben, hunderttausende flohen. Während des Zweiten Golfkriegs von 1990 bis 1991 flüchteten 1,5 Millionen Kurden in die Türkei. Daraufhin schloss das Land seine Grenzen, sodass die kurdischen Flüchtlinge im Grenzgebiet strandeten, bis die Koalitionsstreitkräfte einen sicheren Zufluchtsort für sie schufen. Nachdem die UN den Schutz der Kurden garantierte, erlaubte der Irak der Regionalregierung Kurdistans, einen Teil des Landes als Autonome Region Kurdistan zu regieren. "
Die grösste staatenlose Ethnie der Welt ist in einer der unbeständigsten Regionen der Erde zu Hause, Kurdistan. Für mich ist klar, dass ich den Irak, oder die Region Kurdistan, nicht alleine bereisen will. Auch wenn schon vieles besser geworden ist, kann trotzdem nicht von einer stabilen Sicherheitslage ausgegangen werden.
Bei Young Pioneer Tours, dem Anbieter meiner Tour im Herbst 2024 in Papua Neu Guinea, werde ich fündig: Die Iraqi Kurdistan New Year Tour verspricht einen interessanten Einblick in diese doch mehrheitlich unbekannte Region. Ich nehme mit dem Reiseveranstalter per e-Mail Kontakt auf.
E-Mail: tours@youngpioneertours.com, www.youngpioneertours.com
Caitlin schreibt zurück, dass noch Platz auf der Tour vorhanden sei. Als nächstes buche ich den Flug nach Erbil, der Hauptstadt Kurdistans und zugleich auch Sitz der Regierung der Autonomen Region Kurdistan im Irak. Es gibt keine Direktflüge von der Schweiz aus; ich entscheide mich für einen Flug über Istanbul. Ein Weg dauert knapp 8 Stunden: Erster Flug 3 h, Transit 2.10 h und zweiter Flug 2.40 h. Easy, tönt angenehm.
Am 24. Oktober 2024 erhalte ich von Turkish Airlines zweimal hintereinander Flugzeitenverschiebungen für den Flug Istanbul nach Erbil. Ob das etwas mit den türkischen Luftangriffen auf Stellungen der PKK im Irak zu tun hat? Da mir die neuen Flugzeiten nicht mehr passen, storniere ich die Flüge.
Bevor ich neue Flüge buche, will ich mich über die Lage in Kurdistan informieren. Einerseits google ich nach entsprechenden Nachrichten und andererseits trete ich mit Caitlin von Young Pioneer Tours in Kontakt. Ihre Antwort beruhigt mich: "Hello Ueli, I hope you are well and thank you for your email. After communication with our local team and authorities, the tour will go ahead at this stage and we will let you know if anything changes that effects tour and leads us to cancel. We have had tours to Iraqi Kurdistan (and have one now) since October last year without incident. The Turkish strikes happening in Iraqi Kurdistan are only targeting PKK military areas and are not aimed at civilians. On our Kurdistan tour, we just travel to places in control of the Peshmerger who have diplomatic relations with the Turkish government. As for your flights, I recommend booking with Pegasus air as they are usually the last airline to cancel flights. I would however, rebook flights you can cancel just in case the situation in the Middle East escalates. If you have any pre questions, Please let me know! Best, Caitlin."
Danach buche ich die neuen Flüge, nun bei Pegasus Airlines. Mit dieser türkischen Billigfluggesellschaft bin ich bereits im August nach Kirgistan zu meinem Töff-Pamir-Highway-Abenteuer geflogen. Der Flug nach Erbil geht auch über Istanbul, jedoch über den Istanbul Sabiha Gokcen International Airport, der Basis von Pegasus.
Mitte November werde ich informiert, dass Pegasus die Flugzeiten geändert hat. Mit ihrem Alternativvorschlag käme ich erst am 27. Dezember 2024 in der Nacht in Ergil an; an diesem Tag beginnt die Rundreise. Nun beginnt die lange Odyssee. Sowohl im Chat mit Booking.com wie auch telefonisch werde ich von einem Mitarbeitenden zum anderen gereicht und erhalte Versprechungen, die nicht eingehalten werden; ich beginne zu zweifeln, ob ich die Reise antreten kann. Wenn das so lange dauert, könnte es ja sein, dass alle Plätze ausgebucht sind. Kurz bevor ich den Flug annulieren und einen neuen buchen will, rufe ich Pegasus in der Türkei an. Es war eine gute Idee, denn nach rund 10 Minuten habe ich einen neuen Flug von Istanbul nach Erbil, der mit meinen Reiseplänen übereinstimmt. Ankunft am 26. Dezember 2024 um 02:45 Uhr. So kann ich am Abend, ausgeruht, am Pre Tour Meeting im Hotel teilnehmen. Sorry Booking.com, bei euch werde ich nie mehr einen Flug buchen; meine gemachten Erfahrungen mit dem Kundenservice sind zu haarsträubend und so nervenaufreibend, dass ich mir dies nicht noch einmal antun will.
Dafür erhalte ich relativ einfach die E-Visum-Genehmigung.
Die Reise hat noch nicht stattgefunden, die Seite ist deshalb noch eine